Osternewsticker - Wortmeldung vom Tunichtgut-Stamm(el)-Tisch

OsterNewsticker

Jerusalem, 12Uhr

Wie eben aus Militärkreisen mitgeteilt, wurde heute morgen ein junger Mann wegen Hochverrats verhaftet. Er ist wohl schon seit einer Woche in der Stadt unter Beoachtung und machte mit seinen aufrührerischen Reden seit Längerem auf sich aufmerksam.

Da darauf zu schließen ist, dass der Mann die Regierung in Form einer Monarchie übernehmen wollte, wurde er verhaftet. Bei dem Verhör gab er zu, sich am Vorabend noch einmal mit seinen Anhängern getroffen zu haben. Der am frühen Morgen verhörte Mitläufer bestreitet jegliche Teilnahme und schwört, den Mann nicht zu kennen. Er wurde daraufhin freigelassen, da man ihm nichts nachweisen konnte.

Da Jerusalem unter Militärherrschaft und Kriegsrecht steht, wurde der junge Mann der Militärgerichtsbarkeit überstellt. Er wird zur Zeit verhört. Es wurde nur verlautbart, man habe ihm, da er sich als König fühlt, eine Krone aufgesetzt, um ihm die Absurdität seiner Behauptung vor Augen zu führen.

Sobald wir Neuigkeiten erfahren, melden wir sofort.

 

Jerusalem, 14Uhr15

Soeben haben sich die Türen des Militärgerichts geöffnet und der Sprecher des obersten Militärrichters erklärte, dass der Aufrührer zum Tode am Kreuz verurteilt wurde. Das Urteil entspricht der Verurteilung nach römischem Recht, dass zur Zeit angewendet wird. Da es ständig zu Unruhen in dem Gebiet kommt, werden heute noch mehrere Todesurteile vollstreckt. Das Urteil sieht vor, das die Verurteilten ihr Kreuz selbst bis zum Vollstreckungsplatz, der Golgothahöhe, tragen müssen. Zunächst wird der Verurteilte zurück ins Gefängnis verbracht, wo alles weitere veranlasst wird.

Unser Korrespondent vor Ort wird sich wieder melden.

 

Jerusalem, 15Uhr

Hallo, hier spricht ihr Nahost-Korrespondent. Ich habe mich an eine Strassenkreuzung gestellt und habe eine gute Sicht. Eben ist der Zug der Gefangenen an mir vorbei gegangen. Gegenüber anderen Gelegenheiten, bei denen das Volk oder gaffer immer sehr erregt und aggresiv gegenüber den Verurteilten war, herrscht heute doch eine sehr gedrückte Stimmung. Eigentlich weiß man nicht, woher das rührt. Vielleicht kommt es durch die Gerüchte, dass man wohl versucht hat, über eine allgemeine Amnesie einige der Gefangenen frei zu bekommen. aber die Militärjustiz hat dies vehement bestritten, diesen Weg überhaupt angedacht zu haben. Aus der Justiz heißt es, man könne keine gefährlichen Agitatoren freilassen, die die herrschende Weltordnung stürzen wollen. Die Folgen wären unabsehbar.

 

Gogotha, 18Uhr15

Ich melde mich noch einmal vom Hinrichtungsplatz. Mehrere Verurteilte sind ihren Leiden schon erlegen. Ein Militärarzt entnimmt allen ständig Blut, um den Tod festzustellen. Bei dem jungen Mann knien einige Menschen, einige alte Frauen und eine Junge mit zweifelhaftem Ruf. Familie ist nicht dabei und auch niemand aus seiner Gruppe, die wahrscheinlich weitere Verfolgungen befürchten. Da hebt sich das Haupt des Mannes, er spricht einige Worte, die ich hier nicht verstehen kann, eine Dunkelheit zieht auf und sein Kopf fällt auf die Brust. Der Militärarzt stellt seinen Tod fest und Soldaten nehmen den Leichnam von Kreuz. Die Frauen, die die Freigabe des Leichnams erwirkt haben, schlagen ihn in Tücher und tragen ihn in eine nahe gelegene Grotte. Ich folge in gebührlichen abstand. Sie legen den Toten in die Grotte, die mit einem schweren Stein verschlossen wird. Soweit mein Bericht von einem Tag aus Jerusalem, der in dieser unruhigen Region in dieser Form häufiger vorkommt.

 

Jerusalem, 9Uhr30

Drei Tage sind vergangen, heute melde ich mich wieder. Merkwürdige Gerüchte, aufgeregte Reden dringen zu mir. Ich rede mit einigen leuten und folgendes Bild wird deutlich. Der Leichnam des jungen Mannes ist verschwunden. Die Grotte wurde geöffnet vorgefunden und der Tote ist weg. Das wäre noch erklärbar, aber der Mann soll seiner Gruppe lebendig, ich wiederhole lebendig erschienen sein. Er soll seine Wundmale gezeigt haben und den Mitgliedern gesagt haben, sie sollen seine Worte in die Welt tragen.

Soweit die Gerüchte, aber bitte, was soll das? Ein Toter,...wieder auferstehen. Ich meine, wir haben unsere Götter und wissen, was wir von ihnen erwarten können. Alles andere soll uns nur verwirren. Naheliegender ist es doch wohl, das staatliche Stellen den Leichnam haben verschwinden lassen, damit kein Wallfahrtsort entsteht. Lassen wir es doch bei dieser Erklärung.

Ob wir von den mitgliedern der Gruppe noch hören werden, sei dahingestellt. Meist stirbt eine Idee mit den Anführern.

Ich denke, Jerusalem kann jetzt friedlicheren Zeiten entgegen sehen.

 

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