Otlas-rückwärts - Folge2

An einer windgeschützten Stelle am Geesthachter Wehr konnten wir endlich halten und sahen, dass die ganze Mannschaft aus Blankenese da war, oder jedenfalls, was von ihr übrig geblieben war, denn da sie aus westlicher Richtung kamen, mussten sie mit ca. zweihundertsiebzig Sachen gegen gegen den Geesthachter Deich geknallt sein. Nachdem man die Toten und Verletzten geborgen hatte, kümmerte man sich um das eigentliche Opfer, einem älteren Mann. Da die Bergung jedoch schon einen Tag dauerte, mussten die Kollegen schon vor der Tat hier gewesen sein. Ich hielt das für ein gutes Timing, wenn auch etwas verwirrend, zumal sich dies hier alles in Altona abspielen sollte.

Wir wollte uns jedoch nicht von der Tücke des Alltags beeindrucken lassen und stiegen erst mal aus dem Auto aus. Viel sehen konnten wir nicht, trotzdem versuchten wir, jede Kleinigkeit in uns aufzunehmen. Da, die Weide, was könnte sie nicht alles erzählen, oder dort die Gruppe Wanderer, die, wie uns gesagt wurde, Augenzeugen waren. Wir versuchten daher erst einmal die Gruppe zu befragen, die auch einhellig bezeugten, dass alles so furchtbar gewesen war, aber wie wir später herausfanden, sie das Wetter meinten, und sie von der Tat überhaupt gar nichts mitbekommen hatten, da sie seit zwei Tagen damit beschäftigt waren, sich gegenseitig die Rucksäcke auf den Rücken zu bringen, die aber durch den Sturm ständig in die Bäume flogen, aber da fingen schon meine Nerven an zu zittern und ich bemühte mich dann, die Weide zum Sprechen zu bringen, wobei beide Resultate ziemlich gleich waren.

Ich spähte, ob der Doc mit seinen Spielen fertig war und ging hin, um nun endlich einige Informationen zu erhalten. Er wischte sich die tränenden Augen.

"Furchtbar, wie schon die Wanderer sagten. Der Mann ist fürchterlich zugerichtet. Maniküre, frischer Haarschnitt, etwa zweiundviezig Jahre alt, durchtrainiert, Fußnägel lackiert." Er winkte müde ab.

"Immer die Bestien. Können die mir nicht einmal einen ungekämmten Penner hinlegen? Ich halte es nicht mehr lange aus. Bin schon zu lange in diesem Job. In einem Jahr mache ich mein Examen und dann ist Schluß."

Ich konnte ihn verstehen. Auch ich, der schon ein halbes Jahr in diesem Beruf wütete, stumpfte allmählich ab.

"Ein kleines Detail noch," sagte der Doc. "Er weist einige anatomische Unregelmäßigkeiten auf."

Wir baten ihn, gründlich vorzugehen und uns seinen Bericht nicht vor einer Woche zuzuschicken. Sie schlossen die Untersuchung des Tatortes ab, nicht ohne zwei Meter Erdaushub der gesamten Deichkrone zur Untersuchung zwecks Spurensicherung ins Labor zu schicken. Das würde nicht lange dauern, wenn genügend Transporter zur Verfügung stehen.

Sie hoben das Opfer auf und warfen den Mann ins Wasser, worauf dieser aus einem ergiebigen Schlaf erwachte und elbabwärts dampfte, denn er steckte sich noch eine Zigarre an, bevor er losschwamm.

Damit hatten wir wieder einen unserer Fälle. Wir suchten einen Unschuldigen, der diesem Mann nichts getan hatte, ja nicht einmal kannte und uns war klar, in dem Rennen, das jetzt begonnen hatte, hatten wir eine gute Ausgangsposition:

Wir waren in Geesthacht, hatten keine Ahnung und jede Menge Zeit. Alle stand auf des Messers Griff und wir sollten den Stoß führen, gegen wen auch immer. Mit solchen Situationen kannten wir uns aus.

 

 

 

 

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