Otlas-rückwärts- Folge4

Nach einem weiteren harmonischen Morgen, von dem ich total gerädert ins Büro kam, verlangte ich alle Zeitungen. Es war niederschmetternd. Auf keine Beschreibung hatte sich niemand gemeldet. Nun ja, damit waren wir noch lange nicht geschlagen.

Mit meinem Mitarbeiter, der wie immer strahlend von seiner schlampigen Frau, seiner achtköpfigen Großfamilie, die in zwei Zimmern hauste, zur Arbeit kam, ging ich ins Archiv. Dort zogen wir aus geklärten Fällen Hinweise heraus und im Nu

hatten wir fünfzehnhundertfünfundneunzig Spuren, denen wir nachgehen konnten. In den nächsten zehn Tagen hatten wir gut zu tun, aber wir kamen schnell voran, da ja alle Fahnungsergebnisse schon bekannt waren. In lediglich vierzehnhundertsiebenundneunzig Fällen zeigte sich, dass unschuldige Menschen überführt worden waren. Da diese Spuren aber eigentlich nichts mit unserem Fall zu tun hatten, kamen wir nicht recht weiter, aber mit Niederlagen muss man leben lernen.

"So geht es nicht weiter." Selbst mein Kollege, sonst voller Mut und Zuversicht, wirkte niedergeschlagen. Ich startete einen neuen Versuch. "Wir dürfen nicht immer nur die üblichen Pfade benutzen, wir müssen auch neue Wege gehen."

Nach einer Woche war mein Kollege zurück. Auf meine Frage, wo er denn gewesen sei, antwortete er, das wisse er nicht, es war im alles unbekannt gewesen. Ich hatte ihn sehr vermisst, aber auch das dumpfe Gefühl, dass sich irgendwie Mißverständnisse in unsere Arbeit schlichen.

Im Büro empfing man uns mit einer wahren Flut von Meldungen. Die Zeitungen hatten unsere Beschreibungen gebracht.

Die meisten Redakteure kannte zumindest die Frau des Kantinenpächters. Sie hielten sie bestimmt nicht für unschuldig, aber zu einer solchen Tat für absolut nicht fähig. Daher hatten sie einfach jeweils Beschreibungen von Mitarbeitern ihrer Verlage gebracht. Darauf hin hatte sich allerdings niemand gemeldet. sondern die üblichen Trittbrettfaher kamen hervor. Das wahre Gesindel. Bürger, die ganz normal zur Arbeit gingen, ihre Steuern bezahlten, ihre Frauen schlugen und die Gärten pflegten. Leute, denen man nachts nicht begegnen möchte, da sie sonst mitbekämen, dass man sich in Kneipen und Hurenhäusern herumtrieb. Ohne eigene Phantasie, nicht fähig, sich selbst eine Untat auszudenken, geschweige denn ,sie auszuführen, äfften alles nach, so das Trittbrettfahren.

Einundzwanzig sollten es diesmal sein. Mit einem Großaufgebot von zwei Polizisten und drei Politessen nahmen wir sie in kürzester zeit fest. Unter unserem resoluten Isolationsgewahrsam, sie mussten minutenlang in unseren geheizten Fluren sitzen, und unseren Brachialverhören: Gib zu, hier hast du eine Zigarette, du bist gar nicht schwindelfrei, du kannst gar nicht auf einem Trittbrett fahren, brachen achtzehn Schwindler zusammen. Unter Hohn und Spott verließen sie unser Gebäude und wir merkten ihnen an, dass sie sich vornahmen, für das nächste Mal tüchtig Trittbrettfahren zu üben.Drei allerdings waren hartgesottene Burschen. Zwei konnten tatsächlich nachweisen, zur fraglichen Zeit auf den Trittbrettern von alten VW-Käfern gefahren zu sein, was wir als Strafe genug empfanden. Der Dritte war auf den Trittbrettern einer Pferdekutsche gefahren. Wir mussten ihn leider enttäuschen. Es war zwar eine reife Leistung, er hatte sich jedoch im Tag geirrt.

 

 

 

 

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